Studio Néau

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OLAF KARNIK
Mark Fisher, Ghost Box und Hauntology

27.10.2022 19.00

Ein Gespenst geht um in der britischen Musiklandschaft, das Gespenst der Hauntology. Es meint weniger ein Genre oder einen bestimmten Stil als ein spezielles Konzept – und zählt in Großbritannien zu den nachhaltigsten musikphilosophischen Diskursen der letzten Jahre. Als Begriff und Konzept geht Hauntology zurück auf den französischen Philosophen Jacques Derrida, der in seinem Buch „Marx’ Gespenster“ darlegt, wie unsere Existenz am Anfang des 21. Jahrhunderts durch das Heraufbeschwören von Geistern aus der Vergangenheit geprägt ist. Als Gespenster, die nun umgehen in Europa, hat Derrida die Ideen Karl Marx’ ausgemacht, die nach dem Ende des real existierenden Sozialismus nicht aufgehört haben, den scheinbar alternativlos gewordenen Kapitalismus unserer Gegenwart heimzusuchen. 2006 wurde Derridas Hauntology-Konzept von britischen Musiktheoretikern und –journalisten wie Mark Fisher (alias K-Punk) oder Simon Reynolds aufgegriffen und auf eine Musik-Ästhetik bezogen, die in den Dubstep-Nocturnes von Burial, den halluzinatorischen Soundscapes von Leyland Kirby (aka The Caretaker), den psychedelisch verklärten Sample Songs von Broadcast und Moon Wiring Club oder im retrofuturistischen Sound Design des Ghost Box- Labels aufscheint.