Studio Néau

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OLAF KARNIK
Various Artists – Kunst und Ökonomie der Compilation

23.04.2023 10.00

Die Entwicklung und Verbreitung der jüngeren Musikgeschichte wäre anders verlaufen, gäbe es keine Compilations. Noch bis in die 90er Jahre waren es Compilations mit verschiedenen Interpreten, die aktuelle Chart Hits bündelten und günstig zugänglich machten.

Gleiches gilt für das musikalische Spektrum eines angesagten Labels, das über Compilations annonciert wird. Von der „Anthology of American Folk Music“ über „Geräusche für die 80er“ und „The House Sound of Chicago“ bis zu „Éthiopiques“ und „Music From Saharan Cellphones“ – Compilations verdanken wir vor allem auch die Popularisierung neuer oder alter Genres, unbekannter Szenen und Stile.
Nicht zuletzt fungieren Compilations in starkem Maße als Weltenbauer, wenn sie retro-aktiv Teil-Aspekte der Musikgeschichte neu definieren und benennen: Garage Punk, Northern Soul, Acid Jazz, Rare Groove, Baroque Pop, Freakbeat oder Spiritual Jazz sind Genres, die erst aus historischer Perspektive entstanden sind.
Die Logik und Ästhetik von Compilations wurde zuerst via Mixtapes privatisiert und heute über allgegenwärtige Playlists individualisiert – ein Prinzip, das sich Compilations wie „English Weather“ inzwischen kunstvoll zu eigen machen. Wie einflussreich Compilations waren und welche Art Compilations es immer noch sind, klären der renommierte Musikjournalist Simon Reynolds und der passionierte Fan und Sammler Tim Klütz.

Von Olaf Karnik